Haus 1

Dienstsitz des Ministers für Staatssicherheit

Der Sitz von Stasi-Minister Erich Mielke war das zentrale Dienstobjekt auf dem Gelände der Staatsicherheit in Berlin-Lichtenberg. Hier fanden die entscheidenden Konferenzen und Beratungen von Mielke und seinen Stellvertretern statt. Auch sowjetische Verbindungsoffiziere und Geheimpolizeidelegationen aus den anderen sozialistischen Staaten wurden in Haus 1 empfangen. Mit Befehlen und Weisungen leitete Mielke von hier aus die Hauptabteilungen im Ministerium sowie die 15 Bezirksverwaltungen und 216 Kreis- und Objektdienststellen in der DDR an. Entscheidend waren bei alledem die Vorgaben der Parteiführung der Sozialistischen Einheitspartei, der SED.
Wer sich dem in der DDR praktizierten Staatssozialismus entgegenstellte, sollte eingeschüchtert, ausgegrenzt und gegebenenfalls bestraft werden. Dies galt nicht nur für die eigene Bevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen der Stasi. Mielke schärfte seinen Mitarbeitern ein, stets überall, wachsam zu sein, um vermeintliche Verräter und Feinde rechtzeitig erkennen und verfolgen zu können. Die Wahrung der Geheimhaltung und der militärischen und inneren Ordnung im Ministerium wurde streng überwacht, Fehlverhalten disziplinarisch bestraft.

Baumaßnahmen und Sicherheit

Der Bau von Haus 1 erfolgte unter strenger Geheimhaltung. Ab 1964 konnte der Minister seine Diensträume in der 2. Etage beziehen. Mit Haus 1 schloss das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die Lücke zwischen dem ehemaligen Finanzamt an der Ecke zur Normannenstraße, dem sogenannten Altbau, und dem ab 1957 errichteten Haus 7, dem sogenannten Neubau. Die Stasi nannte das Haus aufgrund seiner Lage daher lange Zwischenbau bzw. Objekt Z. Der Zugang erfolgte nur mit Sondergenehmigung. Als Schwachstelle entpuppte sich der Haupteingang von Haus 1 mit seinen Glastüren. Nach dem Bau der Hochhäuser in der Frankfurter Allee Mitte der 1970er Jahre errichtete die Stasi zusätzlich einen Vorbau als Sichtschutz gegen unerwünschte Blicke von außen.

Neben den Leitungsbüros des Ministers und seiner Stellvertreter saß in der 5. und 6. Etage bis zum Jahr 1986, dem Jahr der Eröffnung des Archivneubaus, die Abteilung XII  "Zentrale Auskunft/Speicher". Im obersten Geschoss war bis 1979 die Abteilung Nachrichten angesiedelt. Drei 15 Meter hohe Antennenmasten ermöglichten den Funkverkehr der Stasi-Spitze mit den eigenen Dienststellen, der SED-Führung und den sowjetischen „Freunden“.

 

Im Inneren der Machtzentrale

Mit der Ernennung von Erich Mielke zum Minister im Jahr 1957 stärkte der damalige Staatschef Walter Ulbricht zugleich auch seine Position in Staat und Partei. Mielkes Vorgänger Wilhelm Zaisser (1950-1953) und Ernst Wollweber (1953-1957) galten aufgrund ihrer engen Verbindungen nach Moskau und zum sowjetischen Geheimdienst dem Parteivorsitzenden Ulbricht als allzu mächtig und eigenständig. Mit dem neuen Minister meinte er einen ergebenen Gefolgsmann gefunden zu haben, der ihm aufgrund seiner belasteten Biografie nicht gefährlich werden konnte. So hatte sich Mielke unter anderem im August 1931 am Mord an zwei Polizisten auf dem Berliner Bülowplatz beteiligt und floh vor seiner Festnahme nach Moskau.

Im Konferenzraum in der sogenannten 1. Etage fanden verschiedene Veranstaltungen mit dem Minister statt. Neben den Sitzungen des Kollegiums des MfS bestellte Erich Mielke die Leiter der Bezirksverwaltungen hierhin ein. Damit niemand zu spät kam, ordnete Mielke an, dass die Leiter der weit von Berlin entfernt liegenden Außenstellen bereits am Vorabend anzureisen hatten.

 

Zielsetzungen der operativen Arbeit

Auf der erweiterten Kollegiumssitzung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) am 9. März 1988 sprach Erich Mielke über verschiedene innen-, außen- und wirtschaftspolitische Themen. Dabei ging er auch auf die verschiedenen jugendlichen Subkulturen in der DDR ein. Der Stasi-Minister stellte sie als Gefahr für die Ordnung und Sicherheit dar und forderte ein hartes Durchgreifen.